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Schreiben Sie gerne? Löschen Sie auch gerne Texte ohne Tipp-Ex®? Tippen Sie Ihre Bücher noch selbst?

William S. Burroughs, der Erfinder des TJing, verstand sich aufs Schreiben mit Halb-Automaten. Wie auch Nietzsche erkannte er in der Kittlerschen Schreibmaschine das Gestell, das wir nicht unausweilich dem Schreiben voran stellen, sondern auf viele Schreiberinnen verteilen.

Connex I/O Classic, 2002

Der klassische Text Jockey nimmt sich keinen Plattenkoffer und kein Bücherregal mit an den Ort der Diskursdisko. Sie nimmt sich 10×10 Felder vor und füllt sie mit Chunks und Phonemen. Im urheberechtslosen Raum vielleicht.

CONNEX I/O ist kolaborative Textbearbeitung. In 100 Slots können alle Teilnehmer gleichzeit an Textfragmenten schreiben, die zusammengenommen ein gebrochenes Ganzes bilden.
Alle Autoren können Bestehendes verändern, entfernen, Neues schaffen oder hineinkopieren. Im gemeinsamen Prozess wird Text zum Material verflüssigt, zum Spielball kolaborativer Veränderung und gerinnt wieder in einer neuen Form, wenn der Prozess erkaltet.

Die Art und Weise, wie Texte verfasst werden sind meist Prozesse, die nur einen einzelnen als genialisch wahrgenommenen Autor oder eine Autorin einbeziehen. Manchmal spielen noch Lektoren, Übersetzer oder Korrekturleser und Verleger eine Rolle, aber die Texte werden weitestgehend einzelnen Schöpfern zugeordnet und von vielen, den Lesern, rezipiert und manchmal von Kritikern kritisiert und diskutiert. Manche Texte bekommen besonderes Gewicht und Bedeutung in unserer Gesellschaft, wie das Grundgesetz oder die allgemeine Erklärung der Menschenrechte oder Harry Potter.

In den Texten, die wir lesen, schreiben und verbreiten, scheint unser Sein und unsere Existenz auf, aber auch die Möglichkeiten, Grenzen und Rahmen, die wir in unserer Welt und unserem Leben haben und für möglich halten.

Texte bedeuten unsere Welt. In ihnen kodieren wir unsere Gedanken, unser Wissen und Glauben, unsere Gefühle und Ideen über die ganze Welt und viele Generationen hinweg. In den Inhalten ihrer Texte und der Art wie sie produziert werden spiegeln sich unserer Gesellschaften und die Menschen, die in ihren leben.

Wir benötigen neue Weisen mit Texten umzugehen, mit dem Prozess des Schreibens und Rezipierens, wenn wir neues Denken, eine neue Welt und Zukunft schaffen wollen, denn es sind nicht nur wir, die wir Texte schaffen und formen, die Texte formen auch wie und was wir denken und fühlen.

Das gemeinschaftliche verfügbar machen, zerlegen, neuordnen und erschaffen von Texten kann ein schöpferischer, revolutionärer Akt sein in dem neues entsteht und überkommene Krusten des Verstehens aufgebrochen werden.

CONNEX I/O ist ein Werkzeug, das die Art und Weise, wie Texte entstehen und rezipiert werden verändert. Es ermöglicht kollaborativ Texte zu ver-, be- und erarbeiten, wahrzunehmen, zu finden, aufzubrechen, neu zu sortieren und zusammenzusetzen und wieder zu verlieren.

Bei CONNEX I/O wird der Prozess des Schreibens und Verfassens, zu einem kollaborativen Akt, der den Zufall, die Inspiration des Moments und den künstlerischen Prozess vieler Menschen mit einbezieht und so das Texten zu einem gemeinsamen Tanz oder musizieren macht.